Vorbeugen ist besser als Nachhelfen
Rückenschmerzen müssen nicht sein. Patientinnen und Patienten, die mit diesem Leiden zur Physiotherapie kommen, haben meist eine gewisse Leidenszeit hinter sich. Die Ursachen sind meist eine einseitige Belastung der Muskulatur etwa infolge langen Sitzens. Ähnliches gilt für Vibrationen beim Arbeiten mit Maschinen und Fahrzeugen. Gerade die Zunahme an Bürotätigkeiten mit sitzender, nach vorn geneigter Haltung führt zur sogenannten „Volkskrankheit Rückenschmerzen“. Es gibt unterschiedliche Ansätze, diese überflüssigen Schmerzen zu vermeiden. Gerade für Personen, die sich bereits als anfällig für Rückenleiden erwiesen haben, ist es wichtig, aus der Schmerzspirale herauszukommen und zu lernen, wie sie ihren Alltag so gestalten können, dass die unangenehmen Schmerzsituationen nicht ständig neue Begleiter werden und dauerhafte Einschränkungen der Beweglichkeit die Folge sind. Entscheiden für den dauerhafte Erfolg der Therapie ist, dass einseitige Bewegungsmuster, die die Schmerzen verursachen, konsequent geändert werden. Andernfalls bauen sich die strukturbedrohenden muskulär-faszialen Spannungen und die entsprechenden Bewegungsprogramme im Gehirn erneut auf, so dass der Alarmschmerz wieder gesendet wird.
Gute Beratung ist das A & O
Aufgabe der Physiotherapie ist es, neben der Anleitung bei konkreten Übungen in der Praxis, Tipps zu geben, wie Alltagssituationen so gestaltet werden können, die genannten Fehlhaltungen mit unangenehmen Folgen wie Hexenschuss und Bandscheibenvorfall zu vermeiden. Konkret sind damit gemeint:
- Ideen zu vermitteln, wie der Arbeitsplatz der Patientin beziehungsweise des Patienten gestaltet werden kann. Ziel sollte es sein, das dauerhafte Sitzen zu vermeiden. Stehschreibtische und höhenverstellbare Schreibtische sind eine gute Lösung. Es muss ja nicht gleich eines der elektrisch angetriebenen, stufenlos verstellbaren Modelle sein. Bei den Bürostühlen sollten aber hochwertige Ausführungen für dauernd sitzende Tätigkeiten selbstverständlich sein.
- Motivieren: Abwechslung – etwa in den Büroalltag – zu bringen. Generell wird empfohlen abwechselnd zu stehen, zu sitzen und herumzulaufen. Hier sind allerdings die Arbeitssituationen der Beschäftigen zu berücksichtigen. Im Home Office dürfte dies leichter umzusetzen sein als in einem Großraumbüro. Die Motivation könnte auch darin bestehen, der Patientin oder dem Patienten die Vorteile des regelmäßigen Besuchs eines Fitness-Studios zu vermitteln. Gerade das Kieser-Training bietet nach einer gründlichen medizinischen Anamese zahlreiche Ansätze zur Prävention von Rückenschmerzen. Da hierbei auch am Ende der Therapie eine Analyse erfolgt, lassen sich die Erfolge gut dokumentieren.
Unterstützung mit Argumenten
Kostspielige Anregungen der Arbeitnehmerin oder des Arbeitnehmers zur Anschaffung ergonomischer Büromöbel in seiner Firma können vielfach auf taube Ohren stoßen. Hier ist es sinnvoll, mit Argumenten zu unterstützen und gegebenenfalls den zuständigen arbeitsmedizinischen Dienst oder die Berufsgenossenschaft mit ins Boot zu holen. Eventuell ist es möglich bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) eine Übernahme der Kosten zu bewirken. Wichtig ist es, gemeinsam eine Lösung zu finden, die für Schmerzfreiheit und dauerhafte Erwerbsfähigkeit des Beschäftigten sorgt.